Berliner Kultourtag oder die Sache mit dem Kaffenkahn
Grau-brauner Seegrund gleitet unter mir vorbei, immer wieder erscheint ein silbriger Flussbarsch im Schein der Lichtschwerter...
Was ich hier mache? Naja, tauchen, natürlich! Und warum? Weil’s Spaß macht? Und warum gerade hier? Ähhh, da war diese Sache als ich unvorsichtig angekündigt hatte Berlin einen Besuch abstatten zu wollen. Noch unvorsichtiger als ich: Das scheinbar schwerelose Wesen im eleganten Neonschwarz neben mir, das die Erkundung des Kaffenkahns vorschlug. Na, dachte ich mir, dann Hoffen wir mal, dass es weiß wo der zu finden ist und los ging’s...
Der Kaffenkahn
Man lerne: Kaffenkähne heißen wirklich Kaffenkähne und nicht Kaffe- oder Kaffeekähne. Mit Kaffee hatten die Dinger nämlich gar nichts zu tun. Hätte man diese typischen Lastenkähne der Märkischen Gewässer nach dem hauptsächlich transportierten Gut benannt, hätten sie vermutlich Baumittelkähne geheißen. Aber das hört sich wohl nicht besonders elegant an und so tragen sie den Namen aufgrund ihrer eigentümlichen Schnauze. Bug und Heck der Kaffenkähne ziehen sich nämlich im geschwungenen Bogen recht weit nach oben.
Wer aus einem simplen Tauchtag einen Kultourtag machen möchte, kann vor dem Tauchgang im Berliner Museum für Verkehr und Technik in der Schifffahrtsausstellung im Neubau das Wrack eines dieser langen und schlanken Holzschiffe bewundern. Es wurde in den 80ern in der Havel entdeckt und vom DUC Berlin geborgen. Dafür mussten die fleißigen Taucher das Schiff erst mal um seine Ladung erleichtern, damit der Kahn schließlich aufschwamm und konserviert werden konnte.
Der Werbellinsee
Der 10 Kilometer lange und bis zu 1,5 Kilometer breite See entstand während der letzten Eiszeit und liegt nordöstlich von Berlin im Norden des brandenburgischen Landkreises Barnim. Mit seinen 7,65 qkm ist er der viertgrößte See Brandenburgs und soll eine maximale Tiefe von 55 Meter haben. Zu sehen gibt es Bewuchs in Ufernähe, eine Menge Flussbarsche, große Quappen und ... Kaffenkähne in Wrackform. Angeblich wenigstens zehn Stück!
Weitere Infos zum Werbellinsee finden sich bei Wikipedia – Werbellinsee
Anfahrt
Von Berlin kommend führt die Anfahrt über die A10 am Dreieck mit der A11 auf selbige in Richtung Norden. An der Abfahrt Werbellin geht es weiter in Richtung Altenhof, oder man nimmt die Abfahrt Joachimsthal.
Der Kaffenkahn am Dornbusch
Im Nordwesten des Werbellinsees liegt der bei Tauchern beliebte Tauchplatz „Dornbusch“. Unweit vom Ufer (nach vier bis acht Minuten Tauchzeit... ) liegt das Wrack eines Kaffenkahns auf einer Tiefe von 29 bis 36 Meter. Dieses Wrack ist noch besonders gut erhalten, so dass es über seine gesamte Länge von 30 Metern inklusive Ankerwinsch und großer Pinne mit Ruderblatt toll zu betauchen ist. Sogar etwas von seiner Originalladung – Pflastersteine – kann man Mitschiffs noch sehen, ebenso wie den sogenannten Scheerstock, der gemeinsam mit einem Vorstag den recht hohen Mast des Kaffenkahns hielt.
Wer hätte gedacht, dass man in einem Binnensee einen spannenden Wracktauchgang auf historischen Spuren unternehmen kann. Am Dornbusch gibt es neben dem besichtigten Wrack noch ein weiteres zu betauchen und auch die Reste von einer Aluyacht warten dort auf einen Besuch.
Gut, wenn man einen Grund für einen weiteren Kultourtag hat... =)