Tauchgang abbrechen

  • Hi,
    meine Neugier meldet sich schon wieder :-D:
    Wie wird ausgetaucht wenn man einen komplexen Dekotauchgang mit verschiedenen Gasen per Programm berechnet hat, und dann so auf dem halben "Weg" dann irgendetwas passiert (z.B. abblasender Regler oä)?? Hält man sich dann an die berechneten Dekostops (könnte doch mit dem Gas knapp werden oder?)? Wie wird dann aufgetaucht?

    :kniefall:Königreich Württemberg - furchtlos und treu :kniefall:

  • Chris,


    die meisten Leute, die solche Tauchgänge planen, gehen heute nicht mehr nur mit einer Runtime ins Wasser. Vielmehr hat man heute auch Tabellen dabei, die versch. Szenarien berücksichtigen.
    Z.B:
    Grundzeiten die kürzer oder Länger sind (spez. Tabellen)
    Evtl. Tiefenänderungen
    Gasverluste, Dekogasverluste
    Und ein Abbruch des TG bei erreichen der Max.-Tiefe auch ab und zu
    Der Gasvorrat ist so berechnet, daß er auch noch für den Tauchpartner reichen soll.


    Gruß
    Thomas

    Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen.

  • tja man hat doch immer so viel gas als reserver dabei das beide, den TG sicher zu ende bringen können.


    viel schlimmer ist wenn einer irgend ein körperliches problem hat und der TG abgebrochen werden MUSS.

  • Hi Chris,


    da gibt es verschiedene Möglichkeiten, die mehr oder weniger auch alle funktionieren.
    Ich kann hier nur das nennen, was ich machen würde, bzw. gemacht habe und auch funktioniert hat.


    1) Ein kompletter Gasverlust ist nicht zu akzeptieren, Du solltest in der Lage sein bei einem Problem das entsprechende Ventil zu schliessen und somit einen grösseren Gasverlust verhindern.
    Selbst bei dem kompletten Gasverlust "einer" Flasche des Rückengerätes (z.B. durch defekten O-Ring ) hast Du bei Einhaltung der Drittelregel noch ausreichend Gas in der verbliebenen Flasche und den Tauchgang sicher zu beenden.


    2) Dein Buddy hat "Dein Reservegas" dabei!!!!!!


    3) Sollte der Tauchgang früher beendet/ abgebrochen weren, so kann es nicht schaden, die Deko wie geplant durchzuziehen.


    4) Tauche nicht (nur) nach Deiner Runtime sondern fertige Dir eine Tabelle an, die es Dir erlaubt im Notfall den Plan zu ändern.


    5) Beim Gasverlust von Dekogas muss es auch einen Plan "B oder C" geben. Eventuell auch Wechselatmung, was aber sehr stressig wird.


    Auf jeden Fall immer auf Nummer Sicher und lieber ein paar Miinuten länger im Wasser.

  • Zitat

    Original von Chris89
    ... so auf dem halben "Weg" dann irgendetwas passiert (z.B. abblasender Regler oä)?? Hält man sich dann an die berechneten Dekostops (könnte doch mit dem Gas knapp werden oder?)?


    Hallo Chris,
    Deine Frage zielt sicher aus meiner Sicht z.B. auf das Abblasen des Automaten - sprich: "Mache ich meine Dekostops während es neben mir fleissig brodelt?" Die Antwort ist schlichtweg NEIN! Weil Du deinen Regler entweder "still" bekommst, oder den Abgang schliesst an dem er hängt. Insofern geht es dann auf dem zweiten Abgang weiter, im schlimmsten Fall über das Backup System des Tauchpartners.


    Technisch gesehen letztlich nichts anderes als eine Monoflasche mit zwei getrennten ersten Stufen wie sie z.B. in Hemmoor schon Pflicht ist. Da es aber im schlimmsten Fall zum Totalverlußt des Gases kommen kann, werden die Gasmengen so berechnet, dass auf der Reserve des Tauchpartners der TG beendet werden kann. Sprich: Beim Auftauchen ist noch ziemlich viel Gas in der Flasche bzw. wenn nicht hat ein Notfall stattgefunden!


    Planerisch haben die Vorschreiber Dir ja schon geschrieben, dass man niemals nur mit einem Plan taucht. Das wird dann eben auch in der Gasplanung berücksichtigt. Die meisten Dekoprogramme bieten Optionen an in denen Du alternative Tabellen ausdrucken kannst, die dann zum Zuge kommen, wenn Du z.B. ein Dekogas "verlierst". Du wirst ggf. schon einmal die Wetnotes gesehen haben (kleines Notizbuch) das im Wasser mit sich rumgezerrt wird. Hier sammeln sich zum Beispiel auch mit der Zeit eine Menge an Tauchprofilen und deren Alternativen drin, die einem in solchen Fällen "helfen" können.


    Es gibt aber tatsächlich dann auch die (teilw. konstruierte) Möglichkeit von Situationen in denen man sich selbst nicht mehr oder dem Tauchpartner nicht helfen kann, ohne sich selbst massiv zu gefährden. Der klassische Clusterfuck! Dann kann das Resultat im schlimmsten Fall auch sein: nur einer bleibt unverletzt, beide erleiden Verletzungen und Dinge die dann unschöner werden.


    Lieben Gruss
    MONSTI

  • Zitat

    Original von Frank2007
    ... hast Du bei Einhaltung der Drittelregel noch ausreichend Gas in der verbliebenen Flasche und den Tauchgang sicher zu beenden.


    ...was aber auch schon verdammt knapp werden kann, da i.d.R. das AMV in solchen Situationen sich erheblich vergrößert. Am Wendepunkt ohne verkürzte Aufstiegswege (z.B. Höhle) sicher zu wenig - aber auch ein spezieller Fall.


    Gruss MONSTI

  • Zitat

    Original von Monsta


    ...was aber auch schon verdammt knapp werden kann, da i.d.R. das AMV in solchen Situationen sich erheblich vergrößert. Am Wendepunkt ohne verkürzte Aufstiegswege (z.B. Höhle) sicher zu wenig - aber auch ein spezieller Fall.


    Gruss MONSTI


    Ja Monsti, haste verdammt Recht. Wenn der Tauchgang richtig geplant ist, dann verzeiht er auch ein paar "Abkürzungen.
    Das trifft natürlich nicht für die Schlaumeier zu, die damit prahlen, wie schnell sie nach einem 100er wieder aus dem Wasser sind.
    Die habens dann halt versemmelt.
    Wobei ich ehrlich auf Holz klopfend sagen muss, dass mir noch nie ein Rgler abgeblasen ist und mit Trimix ist es noch unwahrscheinlicher.
    ( Es sei denn man taucht mit R190 )

  • Hi Thomas,


    alter Dekotabellen(Tri)laminator.


    gib mir und der Allgemeinheit mal einen Tip, welche Laminiertaschen Du verwendets.
    Ich habe schon drei verscheidene ausprobiert und immer nach drei bis vier Tauchgängen sind sie doch nicht mehr so ganz dicht.

  • Wenn man seinen Tauchgang plant sollte ein technischer Defekt, oder der Verlust eines Gases nicht so tragisch sein, würde ich sagen.


    Ich würde bei so anspruchsvollen TGs immer vorher einen Plan für den Worst-Case erstellen. Dabei sollte dann die Gasmenge, evtl. Notfallreserve über Oberflächenunterstützung, mit eingeplant und beim TG mitgeführt werden.


    Interessanter ist schon wie hagbard es sagt: Was ist wenn es zu Problemen beim Taucher selbst kommt?
    Körperliche Probleme, Psyche,... ?

  • Hallo Mailke,


    das lässt sich leider in einen Tauchplan nicht einberechnen.


    Ich halte es mit meinen Buddys so, dass wir uns dahingehend absprechen, dass es besser ist, wenn nur ein Taucher dabei drauf geht.


    Ich würde meinen Buddy im alleräussersten Notfall dann "hochschiessen"


    Da hat er wenigstens ein Chance zu überleben.


    Zum Glück habe ich diese Situation noch nie erlebt, allerdings gab es schon Tauchgänge, bei denen ich einenTauchpartner"sicher" nach oben gebracht habe, weil er nicht mehr in der Lage war, den Tauchgang eigenständig sicher zu beenden.

  • Ich selbst kenne solche Situationen persönlich auch nicht, kann mir aber gut und gerne vorstellen das all das was man vorher für solche Fälle bespricht UW ganz anders aussieht.


    Eigentlich ist es ja logisch den Verunfallten "hochzuschießen" wenn er/sie def. das Wasser verlassen muss um gerettet zu werden. Aber die Frage ist: "Reagiert man in einem solchen Fall auch so?"

  • Zitat

    Original von Frank2007
    Hi Thomas ... gib mir und der Allgemeinheit mal einen Tip, welche Laminiertaschen Du verwendets...


    Ähh....meinst du mich, Frank? :D


    Ich mach das immer bei uns in der Firma :O
    Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht was das für Taschen sind... :(
    Ich werde aber am Montag gleich mal kucken und es posten.
    Ich glaube aber auch, daß der Laminierer selbst (schreibt man das so?) in Bezug auf Temperatur und Schubgeschwindigkeit (evtl. auch Anpressdruck) eine sehr große Rolle spielt.
    Ich habe zu Hause ein Laminiergerät (klingt besser 8) ) von Aldi und die entsprechenden Folientaschen dazu. Die sind wesentlich weicher und dünner und machen auch mehr Blasen.
    Davon unabhängig achte ich aber weiterhin immer auf zwei weiter Dinge:
    1. Die Ausdrucke immer mit nem Laserdrucker
    2. Der Abstand zur Schneidekante immer mindestens 5 mm


    Ich melde mich wegen der Taschen (+Gerät) noch mal nächste Woche, ok?


    Grüße
    Thomas

    Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen.

  • Ja klar meine ich Dich..... :hello:


    danke für die Mühe.


    Vielleicht habe ich ja mal Gelegenheit einen anderen Laminator :O


    auszuprobieren.


    In der Firma nehme ich auch Laser, aber zu hause habe ich keinen in Farbe und ich liebe bunte Dekotabellen =)

  • Zitat

    Original von Frank2007


    Ich würde meinen Buddy im alleräussersten Notfall dann "hochschiessen"


    Hi Frank


    in höchster Verzweiflung - vielleicht. Aber für mich keine "kalkulierbare" Option (genauso wenig wie der Bleiabwurf auf Tiefe) denn es ist so gut wie ein Todes- oder Rollstuhlurteil.


    Bei nicht übermäßiger Deko kann man schon das Risiko eingehen, den Verunfallten kontrolliert hoch zu bringen und selbst sofort wieder abzutauchen (Nachgeholte Deko - ich meine damit ausdrücklich *nicht* die nasse Rekompensation). Wenn man damit aber die Rettungskette verzögert, muss man wieder abwägen, lege ich mich unter O2 daneben oder lass' ich warten. Wenn ich den Kumpel nur hochschieße, stellt sich aber auch die Frage: Ist das Boot noch da, wenn ich oben ankomme???


    Grüße
    Klaus

  • Hallo Klaus,


    das sind genau die kleinen Missverständnisse, die in solchen Threads in Foren auftreten, wo sich dann die Leute hinterher zerfleischen ( nicht hier )


    Es muss natürlich äusserster Notfall auch definiert sein.
    Ein Taucher, der noch atmet, wird nicht hochgeschossen, ist doch klar?


    Wenn er nicht mehr atmet und bewusslos ist, dann muss er hoch, leider.


    Kommt wirklich auf die Situation an. Von 40m bringe ich einen bewustslosen Taucher unter Einhaltung der max. Aufstiegsgeschwindigkeit hoch, so dass er eine "reelle" Chance hat.
    Wenn ich aber ne Stunde Grundzeit auf 40 hatte, wie sieht es dann aus?


    Ok, dann wird mein Tauchpartner nicht überleben, auch wenn er oben ist..


    Kein schönes Thema........

  • Zitat

    Original von Frank2007


    Kein schönes Thema........


    da hast du sicherlich recht, aber ich finde gerade mit diesem thema sollte man sich auch auseinander setzen, vor allem wenn man längere dekopflichtige tg´s unternimmt.
    denn leider kann auch dieser fall eintreten.
    ein ausbilder hatte mir mal gesagt ich solle mir alle möglichen worst-case-szenarien vorstellen und immer lösungen dazu finden.
    meine schlimmste vorstellung ist bei einem tauchgang den tauchpartner "zu verlieren" aus welchem grunde auch immer.
    ich möchte nicht gerne mit solch einem erlebnis leben müssen, aber ich bin mir durchaus bewußt, dass es passieren kann!
    auch deshalb sage ich mir immer wieder: eigenrettung vor fremdrettung.
    denn im nachhinein stellt man sich bestimmt immer die fragen: hätte ich.../ hätte ich nicht....
    aber da die entscheidung unter wasser und in diesem moment getroffen werden muss, muss man sich im klaren sein auch mit den konsequenzen nachher leben zu müssen.
    vor allem wenn andere menschen nachher alles besser wissen und natürlich auch alles besser gemacht hätten!!!


    grüsse
    anke

  • Zitat

    Original von Frank2007
    Kommt wirklich auf die Situation an. Von 40m bringe ich einen bewustslosen Taucher unter Einhaltung der max. Aufstiegsgeschwindigkeit hoch, so dass er eine "reelle" Chance hat.
    Wenn ich aber ne Stunde Grundzeit auf 40 hatte, wie sieht es dann aus?


    Ja, ich ging von einem Sporttauchgang mit Deko aus: Da glaube ich auch, dass es in den allermeisten Notfällen Besseres gibt als schießen.


    Wenn der Weg nach oben aber absolut versperrt ist, sei es Höhle oder entsprechende Dekoverplichtung - auch noch von He - dann ist irgendwann nichts mehr zu machen. Ein Bersteigergteam hat auch nur noch begrenzte Möglichkeiten, einen Schwerverletzten oder Herzinfarktpatienten zu retten. Das müssen aber alle Beteiligten vorher schon wissen.


    Ich wehre mich nur gegen die manchmal vorschnellen Sprüche (da meine ich nicht Dich - Ich denke, wir stimmen überein!), die ein Hochschießen zum fast normalen Prozedere machen.


    Grüße
    Klaus

  • Ja so ist das Klaus,


    bin echt heilfroh, dass ich diese Situation noch nicht hatte, bisher sind alle "kritischen" Situationen (von denen es glücklicherweise auch nicht sehr viele gab) recht gut verlaufen.
    Ich habe in meinem näheren Umfeld aber Leute, bei denen es leider nicht immer gut ausgegangen ist, ziehe meinen Hut, da die mit mir und anderen darüber reden können.


    Anke
    Klar könnte ich jetzt auch ganz schlau sagen, was ich beser gemacht hätte......
    aber so ist das eben, man muss sich dieser Sache bewusst sein oder die ganze Taucherei an den Nagel hängen.