Kindertauchen

  • Hallo TL-Kollegen,


    ich habe diesen Thread zum Thema "Kindertauchen" aufgemacht weill mich eure Erfahrungen in der Ausbildung von Kindern interessieren.
    Ich möchte aber auf keinen Fall eine Verbandsdiskussion lostreten und deshalb euch gleich bitten dies auf der Erfahrungsebene zu lassen.
    Nur wer schon wirklich mit Kindern gearbeitet hat, der weiß was das bedeutet.


    Mir geht dies grade bei meinem 8-jährigen Sohn so. Ich hab vor einigen Monaten mit ihm im Schwimmbad das Schnorcheltraining angefangen und schon die ersten Übungen für das Gerätetauchen mit eingebaut (Maske ausblasen, Krampf lösen etc.)
    Meine Idee ist nun ihn in den nächsten 4 Jahren langsam im Schwimmbad auf das Freiwasser vorzubereiten.
    D.h. im Schwimmbad wird er mit Gerät nicht tiefer als 2-3m gehen. Die physiologischen Erkenntnisse des Kindertauchens sind mir dafür auch noch zu unerforscht, um hier ein unnötiges Risiko einzugehen.
    Meine geplante Vorgehensweise : pro TG im Schwimmbad 1 Übung und anschließendes Spielen UW (Disc, Torpedos etc.). Max 30-45 Min.


    So, nun seid ihr dran.Feuer frei.


    Gruß


    Marco

  • Hallo Marco,


    würde mich freuen wenn Du mir etwas über Deine Erfahrungen sagen könntest die Du bis jetzt gemacht hast. Mein Sohn ist 10 Jahre und möchte auch gern mit dem Tauchen beginnen. Da ich weiß wie er sich im Wasser verhält und er noch zu ängstlich ist habe ich mir gedacht das er über den spielerischen Weg erst mal seine Angst vor dem Wasser und der vermeintlichen Tiefe abbaut. In der TS wo ich meinen DM mache könnte er zwar schon seinen Tauchschein machen...aber ich denke das es für ihn noch zu früh ist.


    Wir haben Donnerstags immer Hallentraining...die Kinder haben immer eine Stunde vor uns Tauchern schwimmen...sind wir also sowieso zusammen da.


    Freu mich wenn Du mir ein paar Erfahrungsberichte mailen kannst.


    Liebe Grüße
    Ralf

  • Hi Ralf,


    ich denke die wichtigste Basis ist die Eigenmotivation des Kindes.
    Wenn dein Sohn nicht von alleine das Interesse am Erlernen des Tauchens hat, dann warte noch.
    Wenn er, so wie mein Sohn, der schon mit 5 Jahren zu mir gesagt hat, das ich ihm doch bitte tauchen beibringen soll und der seither alles was mit tauchen zu tun hat förmlich aufsaugt, dann fang mit Schnorcheln an.


    Da du selbst kein TL bist, solltest du folgende Überlegungen einbeziehen :


    - Bin ich qualifiziert und erfahren genung um meinen Sohn auszubilden?
    - Nimmt mein Sohn gerne von mir etwas an?
    oder
    - Gebe ich ihn zu einem erfahrenden TL der schon mit Kindern gearbeitet hat?


    In beiden Fällen würde ich mit Schnorcheln erst einmal testen wie hoch seine Motivation und seine "Wasserfühligkeit" (sprich:fühlt er sich im Wasser wohl und ist es für ihn normal oder hat er Angst?) ist.


    Wenn du diese grundlegenden Dinge vorab für dich und deinen Sohn klären kannst, dann weißt du auch relativ schnell in welche Richtung sich das Ganze weiterentwickeln soll oder eben auch nicht.


    Gruß


    Marco

  • Zitat

    Original von Marco
    ...die wichtigste Basis ist die Eigenmotivation des Kindes...


    Stimmt ... und nix anderes.


    Meiner hat auch mit 8 Jahren zum ersten Mal an der Oberfläche am Oktopus gehangen :-D
    Mit 10 Jahren hat er jetzt einen Junior-OWD und 30 Tauchgänge.
    Max Tiefe 12 Meter (na ja 13 :O )


    Beim Tauchen mit Kindern immer mindestens ein Auge draufhalten.
    Langsam runter und langsam hoch. Sicherheitsstop gleich angewöhnen und erklären.


    Grüße
    Thomas

    Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen.

  • @ Marco
    @ Thomas


    Danke für Eure Antworten. Fühle ich mich doch bestätigt...denke das, dass der richtige Weg ist. Er soll halt nichts übereilen. Letztes Jahr hat er
    in Bayern bei einem befreundeten TL einen Schnupperkurs gemacht. Hatte den Wunsch geäussert...war er auch super stolz darauf. Dann hat er aber das Thema nicht mehr angeschnitten und ich hab ihn auch gelassen...er soll das ja nicht wegen mir lernen sondern nur wenn er Spass und Freude am Tauchsport empfindet. Dieses Jahr kam er wieder verstärkt mit dem Wunsch tauchen zu lernen. Wenn er es wirklich will wird er seinen Kurs bei unserem TL machen... die beiden kennen sich auch schon gut da mein Sohn oft bei unseren Touren dabei ist.


    Viele Grüße
    Ralf

  • Hallo!
    Meine Kinder (3 und 5 Jahre alt) habe beide schon Maske und Schnorchel verlangt. Nun sammeln sie fleißig Erfahrungen in der Badewanne und im Schwimmbad. Ich denke, solange es von den Kids ausgeht, ist das auch völlig in Ordnung. Obwohl ich mir bewußt bin, dass 3 und 5 sehr jung ist und ich keines Falls echte "Übungen" machen würde. Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich an dem Interesse am Wasser, der Kleine ist unter Wasser fitter, als über Wasser ;)
    Wir bringen Ihnen bei, was sie selbst einfordern....
    LG
    Nadine

  • Zitat

    Original von Jeannie
    der Kleine ist unter Wasser fitter, als über Wasser


    Lästerst Du über meinen Sohn!? :evil: Pass auf, wenn ich nach Hause komme... :boxing:


    Vielleicht nur nochmal zur Verdeutlichung:


    Es geht bei den Schnorchelgeschichten bei den beiden auf KEINEN Fall um irgendwelche taucherischen Aktivitäten. Die Gewöhnung ans Wasser steht im Mittelpunkt. :-D


    LG
    Jako

  • Hi alle zusammen,


    Wir haben 2 Kinder, die irgendwann mal nachgefragt haben, ob sie auch
    mal mit der Tauchflasche tauchen dürfen. Bevor wir dieses erlaubt
    haben, hat Günter, da er im deutschen Krebsforschungszentrum arbeitet, die ganzen medizinischen Datenbanken abgeklappert und gesucht, was er zu diesem Thema findet. Nichts... Es wird vermutet, dass tauchen bei Kindern auf die Wachstumsfugen Auswirkungen haben könnte. Aus diesem Grund wird empfohlen nicht tief, keine Wiederholungstauchgänge, keine Deko, kurze Tauchgänge. Weiterhin hat sicher das Tragen der Tauchausrüstung außerhalb des Wassers Auswirkungen auf die Wirbelsäule der Kinder.


    Nach langem hin und her entschlossen wir uns ganz konservativ mit
    unsern Kindern zu tauchen. Wir besorgten uns eine 4 er Flasche, ein
    kleines Jacket und als ersten Kälteschutz einen Shorty. Für den Anfang
    sollten Schwimmbad-TG reichen. Da wir uns sehr unsicher waren, haben
    wir den ersten TG unserer Tochter von einer Instruktorin begleiten
    lassen. Da uns das aber nicht besonders überzeugt hat, beschlossen wir
    den größten Teil der Ausbildung unserer Kinder selbst zu übernehmen. In
    der Folgezeit nahmen wir immer mal wieder unsere Tochter mit ins
    Schwimmbad und tauchten mit ihr, bis es ihr kalt wurde. Wir machten
    Spiele, zeigen ihr die Kamera UW usw. Im Laufe der Zeit bauten wir
    Übungen wie Maske ausblasen, Maske runternehmen, Oktopusschwimmen usw. ein, bis wir dann vom Automaten UW aus dem Mund nehmen auch zur WA kamen, die problemlos klappte. Zwischenzeitlich machte Tanja in Ägypten auch ihren ersten Freiwasser-TG. Leider mußten wir die Erfahrung
    machen: Er kostete viel und wir müssen UW auf Tanja und den Instruktor
    aufpassen.


    Also kam der Gedanke an ein Tauchbrevet: PADI-Junior OWD (warum nicht CMAS, kommt später). Eigentlich für Kinder vollkommen unnötig. Man spart allerdings viel Geld, wenn man offiziell mit den Kindern tauchen
    darf und auch Nerven. Man muß nicht noch zusätzlich zum Kind auf einen
    Instruktor aufpassen.


    Wir hörten uns rum und bekamen viel Schreckliches mit:


    - Kinderausbildung in Ägypten am drop off. Vorher dachte ich eigentlich
    die Basis ist gut


    - Instruktoren, die keine Probleme sehen, wenn die Kinder tief tauchen


    - Eltern, die sich nicht in den Problematiken des Kinder- und
    Jugendtauchens auskennen und mit den Jugendlichen dreimal am Tag für 3 Wochen TG´s im 60 m Bereich machen


    - Keine kindgerechte Ausrüstung an den Basen, 10 er Flaschen, die die
    Kinder z.T. noch schleppen


    - Jugendliche in Erwachsenen-Kursen, die fast keine 2 Bahnen mit Gerät
    schnorcheln können und ihr Brevet doch bekommen
    .....


    Also war klar, dass die Ausbildung von einem von uns begleitet wird und
    nur von jemanden durchgeführt wird, zu dem wir absolutes Vertrauen
    haben. Wir haben im Freundeskreis einen PADI-Instructor, den wir seit
    Jahrzehnten kennen und zu dem wir auch absolutes Vertauen haben.... Er
    machte dann die Ausbildung. Da die Theorie nicht in einem normalen Kurs
    vermittelt werden kann, habe ich sie zu Hause mit den Kindern gemacht.
    (näheres kommt noch später) Die Schwimmbadübungen und TG´s im
    Freiwasser habe ich auch begleitet und Tanja hatte irgendwann ihren
    Junior-OWD fertig.


    Als wir unsern Sohn zum ersten Mal mit ins Schwimmbad nahmen, hatten
    wir durch unsere Tochter schon einiges an Erfahrung gesammelt.
    Weiterhin war es auch leichter, da wir zwischenzeitlich in einem Verein
    mit regelmäßigen Schwimmbadzeiten waren. Wir konnten ihn so immer mal wieder mit ins Wasser nehmen.. Auch hatten wir schon Erfahrungen, wie man bestimmte Dinge am Besten kindgerecht UW zeigt bzw. auch
    Spielmaterialien vom Verein für UW. Einen TL haben wir für Daniel
    erstmals nicht in Anspruch genommen. An Theorie haben wir den Kindern
    immer das gerade Notwendige vermittelt bzw. auch auf Fragen
    geantwortet. Den ersten Freiwasser-TG konnten wir mit Daniel in
    Kroatien selbst machen. (dank einer kulanten Basis)


    Zwischenzeitlich hatte CMAS auch das Kindertauchen entdeckt und es
    wurde im Verein erstmalig der Kindertauchschein Bronze angeboten. Da
    die Ausbildungsmaterialien vom Vdst nur "naja" waren, hat unser
    Vereins-TL selbst Unterlagen dazu verfaßt. Wie auch nicht anders
    erwartet, hat unser Sohn diesen Tauchschein erfolgreich absolviert.


    Zum Niveau der Vdst Prüfungsfragen, äußerte sich selbst mein Sohn mit
    einem "naja" (


    - Warum muß ich beim Abtauchen Druckausgleich machen?
    * Weil es mein Ausbilder so gesagt hat
    * Weil mein Trommelfell sonst reißt
    * Damit ich UW die Fische besser hören kann


    - Wichtige Ausrüstungsteile zum Tauchen in warmen Gewässern sind:
    * Uhr und Tiefenmesser
    * Handy und UW-Gameboy
    * Handschuhe, damit ich mich überall festhalten kann


    Ein Joker wurde bei dieser Art von Fragen nicht gebraucht.


    Da dies ein Schein ist, den kaum jemand kennt und mit dem man nichts
    anfangen kann, haben wir uns halt mal wieder entschlossen unserm Sohn
    Daniel einen Schein (Junior-OWD) bei dem mit uns befreundeten
    Instructor anzutun.


    Zum zweiten Mal hieß es für mich mit einem Kind das PADI-Buch
    durchzuarbeiten und das Video anzuschauen. Da das PADI-Buch didaktisch sehr gut aufgebaut ist, viele Bilder hat und die Erklärungen recht einfach sind, gestaltete es sich auch nicht als besonders schwierig
    dieses Buch mit unserm Sohn durchzugehen. Was man halt dazu braucht,
    ist Massen an Zeit, denn doch einiges mußte durchdiskutiert werden bzw.
    einige Punkte anders erklärt werden.


    Verständnisschwierigkeiten gab es wie erwartet bei der Tauchmedizin und Tauchphysik.
    Nicht dass ihm viele Dinge nicht bewußt waren, aber Daniel konnte mit
    einigen Begriffen nichts anfangen. Z.B. weiß er ganz genau was er
    machen muß wenn er schweben, sinken, oder steigen will. Das mußte nun
    in die Begriffe neutrale, positive und negative Tarierung umgesetzt
    werden. Auch dauerte es ein Weilchen, bis das Verständnis für die Rissströmung geweckt wurde.


    Weitere schwierige Begrifflichkeiten waren die weiterführenden Kurse
    von PADI, da er noch nicht in dem Masse Englischkenntnisse hat.


    Insgesamt war ich aber erstaunt, wie gut verständlich das PADI-Buch
    für einen 10,5 jährigen ist.


    Mein Fazit


    Insgesamt hat mich die Ausbildung der Kinder viel Zeit und Geduld
    gekostet. Ich habe aber auch viel dabei gelernt. Die Art, wie wir
    unsere Kinder ausgebildet haben ist allerdings nicht unbedingt zur
    Nachahmung zu empfehlen, da nicht alle Kinder tolerieren von ihren
    Eltern ausgebildet zu werden. Für diese Art der Ausbildung ist auch ein
    größerer Erfahrungsschatz an theoretischen und praktischen Wissen
    erforderlich. Ferner sollte man sich intensiv mit den Gefahren der
    Kinder- /Jugendausbildung auseinandersetzen und folgende Punkte
    beachten:


    - Bevor die Kinder/Jugendliche nicht ausgewachsen sind:


    - Keine tiefen TG´s


    - Keine TG´s am drop off bzw. ohne Grund bzw. bei schlechter Sicht


    - Keine Deko


    - Keine Wiederholungs-TG´s


    - Max. Tauchzeit: 30 min bzw. aufhören, wenn die Kinder frieren


    - Kindgerechte Ausrüstung


    - Kinder tragen keine Flaschen außerhalb des Wassers


    - Viel Geduld
    - 2 Begleitpersonen


    - Kinder reagieren oft impulsiv, man muß mit allem rechnen


    - Kleine Erkältungen zeigen sich oft erst UW


    - Kinder frieren sehr schnell


    - Viele spielerische Elemente, dabei wichtige Dinge nicht vergessen
    - Konsequenz


    Unsere beiden Kinder sind jetzt 13 und 15, Tanja hat 55 Tauchgänge, Daniel 45. Tauchen macht ihnen immer noch Spass, allerdings mehr im Urlaub, da Wasser waermer ist und es mehr zu sehen gibt. Oft sagen beiden aber auch ganz klar, gehe lieber schnorcheln, lesen...


    Gruesse Anne

    "Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die andern können mich"
    Konrad Adenauer
    DWDD :engelNX:

  • Ein interessantes Thema!


    Meine eigenen Söhne (9+10) tauchen im Pool schon eine ganze Weile. Ich mache mit denen dann auch Übungen, aber da wird nix forciert.


    Im Gegenteil, mit Ausrüstung haben sie sogar Spass daran, den Pool sauber zu machen *gggg*


    Mal im Ernst, ich habe nun auch schon eine ganze Anzahl von Kindern ausgebildet und bin jedesmal aufs Neue überrascht/erschrocken, wie furchtlos und locker die die Übungen machen - wenn sie sich sicher fühlen.


    Meine Empfehlung hierzu ist: Ratio TL - Kind : 1:1 - zwar dauert in einer Gruppe dadurch alles etwas länger, aber alle fühlen sich sicher. (ausserdem friert keiner ;-))


    Und noch etwas musste ich feststellen: die "normale" PADI - Lehrmethode des Selbststudiums ist für Kinder nicht geeignet. Hier ist Unterricht in Vortragsform mit Spass u. Beispielen wesentlich besser (hat auch den Erwachsenen im Kurs gut gefallen *fg*)


    Noch was zum Schnorchtraining: das habe ich kürzlich mit einer ganzen Schulklasse gemacht und alle hatten einen Mörderspass.


    Abschliessend noch der Hinweis, dass man natürlich auch auf die Konstitution des Kindes achten sollte, denn eine Doppel-18 wiegt schon was :,-(


    lg aus der Hauptstadt

    Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Olli4U ()

  • Wenn man sich die Materialien anschaut die Padi für 8-11jährige aus dem Seal-Team-Programm anbietet, dann weiß man was "Kindgerecht" ist.
    Hier ist der Bezug zu "Anime"-Fernsehsendungen oder "Powerrangers" recht nah und die Kinder haben Spaß daran. Durch den didaktischen Aufbau und dadurch das alles nur in 2m Tiefe im Schwimmbad stattfindet ist alles gegeben was oben schon beschrieben und verlangt worden ist.
    Vorteil ist : Habe ich mein Kind mit dem Seal-Team-Programm ausgebildet ist der Schritt zum Junior-OWD viel leichter.
    Ich finde es sehr gut das so eine leichte Einstiegsmöglichkeit für die Kleinen geschaffen worden ist, auch wenn man als Erwachsener die Materialien vielleicht als "kitschich" empfindet.
    Sofern der Instr. darauf achtet das das Kind Spaß hat und nicht überfordert wird, ist sicherlich nichts gegen das Kindertauchen im Schwimmbad zu sagen. Freiwasser würde ich mit meinem Sohn erst mit 11-12 Jahren machen.


    gruß



    Marco