Archäologieskandal - eine Provinzposse

  • Hallo Newsgroup,


    Ich möchte hier mal auf ein besonderes Schmankerl hinweisen.


    [url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,612716,00.html]Deutsche Behörden ließen Steinzeit-Einbäume vergammeln[/url]


    Gerade diejenigen die Tauchen an Wracks in der Ostsee am liebsten verbieten würden, weil Wracktaucher ja sooooo böse sind und alles kaputtmachen was sie sehen und alles mitnehmen was sie finden...


    ... lassen all das was sie selbst finden und eigentlich der Nachwelt erhalten sollten vergammeln.


    Eigentlich zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.


    Ich bin mal gespannt ob die restlichen Artefaktmishandlungen öffentlich gemacht werden oder ob diese einfach nur in der Mülltonne landen.


    Kopfschüttelnde Grüße
    Robert

  • Hallo Robert,


    schlimme Sache für die Archäologie, ganz sicher.


    Nur eine Anmerkung, wie Du weisst, auch aus persönlichen Gründen:
    nicht alle Archäologen in McPom wollen das betauchen von Wracks verbieten.
    Nur das unkontrollierte Plündern und abreissen.


    Der "Hauptreglementierer" arbeitet schon seit Jahren nicht mehr in McPom, das geht aus dem Spiegelartikel ja auch hervor. Zitat: "Bednorz seit 2006 im Amt"


    Das der Vorgang mit den Einbäumen "unglücklich" gelaufen ist, und das das Landesamt sozusagen seine Unschuld verloren hat, steht ausser Frage.


    Auf der anderen Seite wäre es grosse Dummheit, aufgrund eines solchen Fehlers die Landesarchäologie generell abzuschaffen oder das plündern z.B. der Wacht oder der Undine damit zu rechtfertigen.


    Und es ist auch falsch, alle Mitarbeiter jetzt unter Generalanklage zu stellen.

    Das Problem wird sein, das dieser Fehler Dummschwätzern und sogenannten "Wrackplünderern" als scheinbare Legitimation Ihres Tuns dienen wird.


    Gruss
    Heinz
    PS. Nein, ich hab keine Verbindung mehr zum Landesamt. Auch Archäologen verändern Ihren Arbeitsplatz.

    Wat brüllt de Storm? De Minsch is'n Worm! Wat brüllt de See? 'n Dreck is he!
    Fördeschlosser, das regionale Forum für nordische Wracktaucher

    Einmal editiert, zuletzt von Schraube ()

  • Hallo Heinz,


    Zitat

    Original von Schraube
    ...nicht alle Archäologen in McPom wollen das betauchen von Wracks verbieten.
    Nur das unkontrollierte Plündern und abreissen.


    Das nicht alle gleich sind ist schon klar. Auch daß Grenzen gesetzt werden müssen.
    Aber meine unvorsichtige Äusserung, im Museum für Unterwasserarchäologie auf Rügen, das es doch schön wäre wenn man diese Stätten/Wracks mal betauchen könnte, hat fast dazu geführt daß mich zwei er Anwesenden Denkmalpfleger am liebsten gelyncht hätten. Ich wurde sofort in die Ecke "Wrackplünderer" gestellt.


    Zitat

    Original von Schraube
    Auf der anderen Seite wäre es grosse Dummheit, aufgrund eines solchen Fehlers die Landesarchäologie generell abzuschaffen oder das plündern z.B. der Wacht oder der Undine damit zu rechtfertigen.


    Und es ist auch falsch, alle Mitarbeiter jetzt unter Generalanklage zu stellen.


    Das tue ich auch nicht. Allerdings ist die Grundeinstellung, die ich da mitbekommen habe, daß Taucher per se erstmal verdächtig seien auch ziemlich daneben.
    So gesehen ist der Dämpfer vieleicht ganz nützlich.


    Zitat

    Original von Schraube
    Das Problem wird sein, das dieser Fehler Dummschwätzern und sogenannten "Wrackplünderern" als scheinbare Legitimation Ihres Tuns dienen wird.


    Diese Leute hast du immer und wirst du immer haben. Da helfen auch keine Artikel oder sonstiges.
    Aber diesen Generalverdacht (Taucher=Plünderer) gilt es doch erstmal aus dem Weg zu räumen.


    Wie war das ...
    alle BMW Fahrer rasen... ?
    alle Wracktaucher sind Plünderer... ?
    jeder mit einer Angel am See ist ein Schwarzfischer... ?


    Manchmal sind derartige Vorurteile einfach nur amüsant, wenn diese allerdings von den öffentlichen Stellen verbreitet werden sind sie eher bedenklich.


    Zitat

    Original von Schraube
    Gruss
    Heinz
    PS. Nein, ich hab keine Verbindung mehr zum Landesamt. Auch Archäologen verändern Ihren Arbeitsplatz.


    Wie...? So schnell? Ich dachte immer Archäologen agieren mit anderen Zeitmaßen :-D


    Viele Grüße
    Robert

  • Zitat

    Original von Robert
    Aber meine unvorsichtige Äusserung, im Museum für Unterwasserarchäologie auf Rügen, das es doch schön wäre wenn man diese Stätten/Wracks mal betauchen könnte, hat fast dazu geführt daß mich zwei er Anwesenden Denkmalpfleger am liebsten gelyncht hätten. Ich wurde sofort in die Ecke "Wrackplünderer" gestellt.



    8)Kenn ich auch.... 8)


    Warst Du im Museum in Sassnitz oder bei der Praktikern in Vitt?



    Zitat

    Original von Robert
    Wie war das ...
    alle BMW Fahrer rasen... ?
    alle Wracktaucher sind Plünderer... ?
    jeder mit einer Angel am See ist ein Schwarzfischer... ?


    und alle Archäologen sind stur und halten Taucher für Plünderer?


    Klar, es ist ein Fehler passiert, der nicht sein dürfte.
    Aber das darf nicht dazu führen, das nun alle denken, der Schutz von Wracks wäre aufgehoben, weil hinterher sowieso alles kaputt gemacht wird.


    Dieser Fall ist eine Ausnahme! Schlimm, aber eben nicht die Regel. Und sollte daher auch entsprechend eingeordnet werden.


    Und ein weiterer Aspekt: die Politiker, die jetzt laut auf die Tonnen hauen, müssen sich darüber im klaren sein, das Archäologie Geldmittel erfordert. Und die müssen dann auch bewilligt werden.


    Gruss
    Heinz

    Wat brüllt de Storm? De Minsch is'n Worm! Wat brüllt de See? 'n Dreck is he!
    Fördeschlosser, das regionale Forum für nordische Wracktaucher

  • Zitat

    Original von Schraube


    8) Kenn ich auch.... 8)


    Warst Du im Museum in Sassnitz oder bei der Praktikern in Vitt?


    im Museum in Sassnitz.


    Zitat

    Original von Schraube


    und alle Archäologen sind stur und halten Taucher für Plünderer?


    ich sehe schon, du hast mich verstanden ...


    einer fehlt jetzt noch...
    alle Archäologen lassen ihre Fundstücke vergammeln. ;) (sorry coudn't resist)


    Zitat

    Original von Schraube
    Klar, es ist ein Fehler passiert, der nicht sein dürfte.
    Aber das darf nicht dazu führen, das nun alle denken, der Schutz von Wracks wäre aufgehoben, weil hinterher sowieso alles kaputt gemacht wird.


    Stop Stop Stop...
    Jetzt hast du mich total missverstanden. Ich will nicht den Schutz von Wracks aufheben.
    Ich möchte sie mir aber gerne ansehen, über wie auch unter Wasser.


    Zitat

    Original von Schraube
    Und ein weiterer Aspekt: die Politiker, die jetzt laut auf die Tonnen hauen, müssen sich darüber im klaren sein, das Archäologie Geldmittel erfordert. Und die müssen dann auch bewilligt werden.
    Gruss
    Heinz


    Das Geld wird derzeit lieber in marode Banken und Firmen gesteckt.
    Für die anderen Dinge bleiben nur schnöde Worte.


    Grüße
    Robert

  • Unglaublich, was da passiert ist. JEDER, der irgendwie mal mit nassem Holz unter O2-Abschluss zu tun hatte weiß doch, daß man das nicht einfach so irgendwo rumliegen lassen kann. Ich finde das ziemlich bodenlos - da sind Leute wie Reinhard mit viel Zeit und privatem Engagement dabei, Wissen über Wracks zu sammeln, Abdrücke zu machen und die Unterwasserarchäologie voranzutreiben und dann kommt das Zeuch an die Oberfläche und vergammelt binnen kürzester Zeit.


    Irgendwie macht mich sowas geringfügig wütend...

    Warum hört man ab 60m Farben? Weil das Licht für die Töne fehlt...

  • Wie wäre es denn, wenn die "offizielle " Archäologie es so ähnlich machen würde, wie z.B. Seti@home? Schlafende Reserven im Privatbereich nutzen! Bei der Fülle unentdeckter und nicht erfaßter Wracks vor unseren Küsten könnte man doch Spezialkurse erfinden, die sich mit Unterwasserarchäologie befassen. Da hätten die "Amtlichen" dann doch ein breiteres Potential an Bergungshelfern. Wer ein neues Wrack findet könnte dann auch bei der Untersuchung bzw. Bergung mitwirken. Ich weiß.... geht nicht in D wegen Haftungsrecht und, und, und... wäre aber zu schön um wahr zu sein.


    Übrigens ist das Museum für Unterwasserarchäologie in Saßnitz wohl aufgelöst.
    Ich war im Winter da - geschlossen. Auf Nachfrage bei der Touristeninformation vor kurzem wurde nur gesagt, daß es zu sei und daß man nicht weiß wann und ob es wieder öffnet.
    Hoffentlich haben da nicht Gastrestauratoren aus Schwerin drin gearbeitet .:pfeif:

  • Zitat

    Original von betonhering
    Da hätten die "Amtlichen" dann doch ein breiteres Potential an Bergungshelfern. Wer ein neues Wrack findet könnte dann auch bei der Untersuchung bzw. Bergung mitwirken. Ich weiß.... geht nicht in D wegen Haftungsrecht und, und, und... wäre aber zu schön um wahr zu sein.


    Unter bestimmten Bedingungen ist eine Teilnahme von Sporttauchern bei einem Forschungstauchereinsatz möglich, jedoch aufgrund der vorhandenen Forschungstaucher mit entsprechender Fachbildung eher unwahrscheinlich. Das größte Problem bei den unterschiedlichen Einsätzen ist die Finanzierung, welche bei den Behörden sehr schwierig und mager ist. Deshalb wird IMHO das Notwendigste und rechtlich Relevanteste umgesetzt, der Rest aufgeteilt.


    Soll aber kein Plädoyer für den fachlich/technisch falschen Umgang mit Artefakten gelten. Wenn keine geeignete Bahndlung möglich, Artefakte vor Ort lassen oder in geeignete Hände weitergeben.