Wieviel Leistung benötigt eine Heizmatte, Heizweste, etc.?

  • Hallo Leute,


    angeregt durch die Diskussion über Heizmatten, Heizwesten, etc. -egal ob fertig gekauft oder Selbstbau- habe ich mir als Interessent ohne eigene praktische Erfahrung mal die Frage gestellt welche Leistung eine Anzugheizung eigentlich haben sollte, um


    1. überhaupt wirksam zu sein (d.h. es sollte "mit" wirklich besser als "ohne" )


    und


    2. außerdem vernünftig handhabbar sein (es sollte also weder Verbrennungen geben, noch "Tonnenlasten" von Akkus notwendig sein).


    Mir ist klar, daß sich dieser Wert nicht auf's Milliwatt genau festlegen läßt und von vielen Faktoren abhängt (Qualität von Anzug und Unterzieher, persönliche Empfindungen/ Empfindlichkeit, Dauer der TGs, etc. pp.)


    Deshalb geht es mir eher um Größenordungen , wie z.B. 10W, 100W, 1000W :tomato: .


    Ich freue mich schon auf Eure Erfahrungsberichte. Außerdem würde ich gern wissen, wie Eure Heizungen gespeist (Speisung extern, intern) werden und wie ggf. Eure Durchführungen aussehen.


    Grüßle,


    D.S.

    "Wer ist der Beherzte, ich frage wieder, Zu tauchen in diese Tiefe nieder?" Der Taucher, Friedrich Schiller (1797)

  • Es kommt darauf an was Du mit der Heizung vorhast!


    Es kann nicht oft genug betont werden, das man zunächst sämtliche Isolationsstategien hinreichend optimiert bevor man diese (und das tun die meisten) mit einer Anzugheizung "kaschiert". (Unterwäsche, mehrere Lagen, 2 Kopfhauben, Argon+spülung, Kohlenhydate, ausgeschlafen, ungeschwitzt im Trocki und und und). Die meisten brauchen eine Anzugheizung wirklich nicht, aber was braucht man schon ;-)


    TG im 2-3 Std. Bereich in den hiesigen Seen sind durchaus gut ohne den Komfort einer Anzugheizung durchführbar. Aber egal Du willst "heizen" dann folgende Überlegungen:


    Die Heizung dient lediglich als Komfortverbresserung während der Deko und ist in der Regel nicht redundant vorhanden und bei Ausfall muss der TG entsprechend sicher durchführbar sein und vor allem sicher beendet werden können.
    Ich kann mich gut an einen 6 Stündigen Höhlen-Tg erinnern oder auch an einen deutlich Dreistelligen TG im Walchensee, als meine Anzugheizung den Dienst aufgrund eines Kabelbruchs in der Anzugdurchführung/Heizmatte quittierte, das ist dann zwar ärgerlich aber darf nicht zum Problem werden. Fakt es ging auch so!


    Ich denke für ernstzunehmende technische TG sind 75 Watt das Minimum, alles andere ist Hömeopathie. 50 Watt sind erfahrungsgemäß einfach zu wenig, um einen sinnvoll aufzuwärmen, falls man schon etwas ausgekühlt ist. Ich teste derzeit die KuTu Weste+ Nierengurt von der Stange (50 + 50 Watt) und bin bisher sehr zufrieden, auch wenn ich es hier und da noch optimieren würde.


    Die Tendenz bei uns im Team geht eindeutig weg von den Carbonmatten hin zu konventionellem Heizdraht(Silikonummantelt), da es mit den letzten Carbonmatten sehr häufig Probleme gab (von einfachen kapputt geh nix, bis hin zu 1-2 Gradigen Verbrennungen und qualmenden Trockis war alles dabei!).




    gruß


    robin

    Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man erst einmal ein Schaf sein. (A.Einstein)

  • Hallo Robin,


    ich habe mal ganz bewußt einige Zeit vergehen lassen, da ich eigentlich auf mehrere Antworten -ja, auf eine angeregte Diskussion- gewartet (gehofft) habe. Offenbar ist das Thema Anzugheizung -nach wie vor- selbst beim technischen Tauchen einfach ziemlich exotisch; der Fachhandel bietet derzeit ja auch kaum überzeugende Lösungen an?!


    Derzeit bin ich -wie gesagt- erst im Stadium "Gedanken- Experimente und Ideen- Sammlung" und habe noch(!) keine eigene praktische Erfahrung. Während man seit Urzeiten Gebäude, Fahrzeuge, etc. für ein angenehmes Klima durch externe (Energie-) Quellen aufheizt, wird ein"angenehmes Temperaturempfinden" am Körper selbst nahezu ausschließlich durch Isolation "geregelt". Selbstverständlich muß dem Wärmeverlust durch ausreichende Isolation vorgebeugt werden, aber mir ging es mehr um die Nutzen- /Aufwand- Relation beim Einsatz einer Anzugheizung sowie um die Möglichkeit(en) und Probleme bei einer möglichen technischen Realisierung. Folgende Fragen gingen mir dabei durch den Kopf:


    - wie kann das "Problem" eigentlich exakt beschrieben werden, z.B. überleben Schiffbrüchige ohne spezielle Ausrüstung oft nur ca. 15 min in 5°C kaltem Wasser, mit Trocken(tauch?)- Anzug sind mehr als 15 Stunden realistisch. Anderseits werden TGs im einstelligen Stundenbereich ohne Heizung durchgeführt -> Wie hoch ist der Wärmewiderstand des Systems "Trocki" eigentlich?


    - welche (Wärme-) Leistung kann der (Durchschnitts-) Taucher zur "Eigenheizung" abgeben? Welche zusätzliche (Heiz-) Leistung benötigt man also, um unter sonst unveränderten Umständen bei identischem "Komfort" die TG- Dauer z.B. zu verdoppeln?


    - welche Heizsysteme (elektrisch, chemisch,etc.) gibt es eigentlich? Wo liegen die Vor-/Nachteile von Heizdrähten, Heizmatten, wiederverwendbaren Thermoelementen?


    - wie läßt sich eine Heizung schalten, regeln?


    - nimmt man die Energiequelle (Batterie, Akku, "Brennstoff" also chemische Energie, physik. Prozess, etc.) im Anzug -d.h. intern oder extern- bei einem TG mit?


    - wie sieht die "Energieübertragung" aus? Kabeldurchführung durch den Anzug oder z.B. induktiv? Welche druckfesten Steckverbinder kommen ggf. zum Einsatz?


    Vielleicht lassen sich auf diesem Wege einige Fragen klären (oder ich habe noch einiges übersehen)...


    Grüßle,


    D.S.

    "Wer ist der Beherzte, ich frage wieder, Zu tauchen in diese Tiefe nieder?" Der Taucher, Friedrich Schiller (1797)

  • Hallo,


    Beschreibe doch mal Dein derzeitges PASSIVES Isolationsetup en detail, vielleicht können wir da noch Verbesserungsvorschläge machen, da mal zuerst anfangen, viele "Hobbyheizer" die ich so treffe haben das noch nicht auf den Punkt gebracht.


    Da passt dann auch der Vergleich mit dem Beheizen von Autos und Häusern,
    nicht wenige sind ja immer noch auch sehr schlecht isoliert,
    bis jeder Deutsche in einem Passivhaus wohnt dauerts noch ein bisschen :-D


    Nö,
    ist in manchen Kreisen überhaupt nicht exotisch sondern eher die Regel...aber IMHO für die meisten Tg's komplett überbewertet, was Robin schrub.


    Machs nur wenn Du Bock auf die Bastelei hast und jene Selbstzweck ist,
    ich kenne genug Leute die ihre Heizung nur selten einsetzen.


    Und die Tg's wos drauf ankommt sollten so durchgeführt werden dass ein Ausfall der Heizung nicht unweigerlich zu DCS führt, auch hier was Robin schrub.


    Eine preisintensive Sportie-lösung gibts jetzt von BTS, hat um die 30W IMHO, ansonsten 70-100W im Techiebereich, was Robin schrub.
    Nicht wenige benutzen Krams ausm Motorradbereich, z.B: KLAN, da habe ich was mit 45W zuhause rumfliegen.


    Heizung EIN/AUS ist das was ich so kenne, in meinem Umfeld haben einige mit internen Batterien experimentiert und bald wieder davon abgelassen.
    Externer Schalter und Akku ist die Wahl, als Tank mit Scootergrösse oder auf dem Gürtel, oder mit in die Tanklampe integriert.


    Anzugdurchführungen, Sub-Sea ( zwei Pole hintereinander ) oder e/o Winkelstecker, manche haben auch KSS probiert ( IMHO nö ),
    ich habe die Sub-sea lösung zuhause rumliegen.
    Genauer Terminologie folgend ist e/o auch ein Sub-sea-connector, die Pole liegen nebeneinander, was Du von Tanklampen kennst.
    Beide leiern aus, dann wirds nervig.



    HTH,
    Hoffi

  • Hi Dark Shark,


    deine Fragen wurden in anderen Beiträgen öfters schon diskutiert.
    Ich habe mich auch intensiv mit dem Thema befasst und Meinungen und Erfahrung anderer eingeholt.


    Folgende Meinungen bzw. Erfahrungen habe ich sammeln können.


    Thema Isolierung:


    Der Tauchgang muss so geplant und die Isolation so gewählt werden, dass er im Notfall auch ohne Heizung realisierbar ist. Die einzelnen Punkte hat Robin oben schon erläutert. Zwei Kopfhauben...
    Heizung ist nur ein Komfort Aspekt !!!


    Leistung Heizweste / Aufteilung der Matten, Material:


    Die Meinungen und Erfahrungen waren eigentlich übereinstimmend, dass ab 50w von einer moderaten Heizleistung gesprochen werden kann.
    Beim Material geht man langsam wieder weg von den Carbonmatten, da muss es extreme Qualitätsunterschiede geben und auch schon bei manchen ungewollt "Heiß" im Anzug geworden sein.


    Die meisten Teilen die Matten Brust/Rücken, Brust/Nieren auf. Fuß oder Handschuhheizung wurde von den meisten abgelehnt und als nicht effektiv beschrieben, weil es eigentlich die Symptome bekämpft, die durch einen frierenden Körperkern erst entstehen.


    Akku Standort / Dimensionierung:


    Die meisten lehnen es ab, einen Akku im Anzug mitzuführen. Gründe waren das Abschalten bzw. Abziehen der Heizung gestaltet sich schwieriger und das explodieren mancher Akkus wurde genannt.
    Generell ist ein Abschalten der Heizung nach meiner Meinung unabdingbar, dass haben schmerzhafte Verbrennungen gezeigt. Die Art und Weise ist da sekundär wobei die meisten das abziehen der Sub Sea oder neuerdings der E/O Cords bevorzugen. Die bevorzugte Position für die Anzugsdurchführung wird unterhalb des Trockizip genannt.
    Bei der Dimensionierung geht die Meinungen bzw. Erfahrungen je nach Anwendungsgebiet Höhle... sehr stark auseinander. Das geht von zusätzlicher Abgang am Lampentank über separater Akkutank bis zu Heizröhren im Scooter Durchmesser.


    Selber bauen? Ja/Nein:


    Momentan gibt es glaube ich zwei ernst zunehmende Kaufteile.
    Das sind die KuTU und die Bts Weste. Wobei die KuTu Weste schon längere Zeit von DIR Austria erfolgreich eingesetzt wird.
    Ein sehr ausführliches Selberbau Projekt wurde hier vor kurzem in der DG vorgestellt.
    Es bleibt einem selbst überlassen, wer die technischen Möglichkeiten/Fertigkeiten hat, kann bestimmt beim selberbauen Geld sparen.


    Gruß
    Steffen

  • Energiequelle Heizung:


    unbedingt und zwingend extern über separaten Akkutank und damit extern schaltbar. Wenn es zu Problemen mit der Heizung kommt (Überhitzung bei Kabelbruch, Matte verschoben, so das diese übereinander liegt, kommt es zu nicht lustigen Verbrennungen)


    Variante 1: Short/Longbodyröhre, andere Heizungsröhre und Bleigelakku oder Nickelmetallhydrid oder Lithiumpolymer mit entsprechendem Deckel und Durchführungen, Schaltern usw.--> vorzugsweise beim Höhlentauchen


    Variante 2 : Lampentankdeckel mit 2 Durchführungen (1 x Lampe, 1 x Heizung) nur im Freiwasser sinnvoll, nicht beim Höhlentauchen, da Lampe primäres System, ferner ziehst du bei entsprechender Heizleistung+ Licht hohe Ströme und der Akku geht schneller in die Knie. Nicht alle Akkus mögen hohe Entladeströme, hier kundig machen!!


    Variante 3: kleiner Lampentank + Heiz E/O-Cord mit z.B Lipo-Akkus oder NiMH vor Hauptlampentank auf den Bauchgurt geschoben, hier Vorteil des gegtrennten Systems.


    Ich denke der Klassiker ist die Heizungsdurchführung mit dem Subseakonnektor am Trocki und dem 1 Pin E/O Cord wie er bei DEV-Pein erhältlich ist. System sollte diskonnektierbar sein. Unbedingt auf Zugentlastung im Bereich der Anzugdurchführung achten (z.B Blackboxvariante ala Albert s. cavebase webseite)



    Heizmatte/Draht ?


    Selber Ausprobieren und Geld investieren!!!! Alter Schwabe :D


    Mit den Heizmatten hatten wir zuletzt eher bescheidenere Erfahrungen und eine Häufung von Ausfällen und Problemen. Die Qualität steht in keinem Verhältnis zu dem Preis und schon gar nicht zu dem Service des Heizteufels! Du kaufst 100 Watt/12 V und misst realistisch 70-75 Watt. Geiles Marketing! Iim Zuge freier Meinungsäußerung : in meinen Augen Verarschung. Von Begtrug möchte ich hier nicht reden :hammer:


    Vorsichtig formuliert tendieren wir in der Gruppe in Richtung Heizdraht und Eigenbau. Das KuTu Heizhemd (Heizdrahtfunktioniert sehr gut und ich hatte es am Samstag am Bodensee bei einem Trimixdive im Einsatz, aber es ist eben nicht gerade günstig (Weste+Nierengurt ca. 350 EUR).


    ich habe bestimmt wieder was vergessen ,aber das soll es erstmal gewesen sein!


    Ach ja bis Du erfolgreich heizen tust, wirst Du (ohne Experimente) locker 600 EUR + x los :-)



    gruß


    robin

    Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man erst einmal ein Schaf sein. (A.Einstein)

  • Waldbrenner Heizung


    Falls noch nicht bekannt, das ist eine der Ur-zusammenstellungen Anfang des Jahrtausends von Micha Waldbrenner und Reinhard Buchaly
    ( Höhlentauchteam EKPP ), das hat immer noch Bestand, daran orientieren sich eigentlich alle deutschen Techies.


    Ich kann das was Robin über die Heizteufelmatten erzählt nach nur zwei Tg's damit nur bestätigen,
    hatte diesen Winter ein Heizhemd mit Heizteufelmatten von einem Freund geliehen,
    da gabs auf dem Rücken einen kleinen Knick wo es punktuell so heiss wurde dass die Matte sich gleich mit dem Unterzieher verschmolzen hat...hüstel.


    Gruss,
    Hoffi