Sharkproject: Lebensmittel-Skandal um Fischdelikatesse

  • Lebensmittel-Skandal um Fischdelikatesse

    Offenbach, 25.11.2009: In Deutschland bahnt sich ein neuer Lebensmittel-Skandal an. Nach einer Untersuchung der internationalen Umweltschutzorganisation Sharkproject mit Sitz in Offenbach wird der gesetzlich zugelassene Grenzwert für das giftige Quecksilber in rund jeder dritten Probe der Fischdelikatesse Schillerlocke überschritten. Demnach wurden Spitzenwerte von über 2,0 Milligramm pro Kilo gemessen, zugelassen sind laut EU jedoch für Haie nur 1,0 Milligramm. Bei den so genannten Schillerlocken handelt es sich um die Bauchlappen der gefährdeten Haiart Dornhai.

    Sharkproject hatte von August bis Oktober in Deutschland und Österreich 70 Proben von Schillerlocken eingekauft und an die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH in Wien geschickt, um sie auf ihren Quecksilbergehalt hin untersuchen zu lassen. Nach den Ergebnissen der Agentur wurde der Grenzwert in 22 der Proben überschritten, das entspricht 31,4 Prozent. Wie Studien (1) belegen liegen bei Dornhaien 99% des Gesamtquecksilbers in Form von Methylquecksilber vor.
    "Methylquecksilber“ ist einer der giftigsten Stoffe, die wir in der Toxikologie überhaupt kennen", kommentierte der Toxikologe Hermann Kruse von der Universität Kiel die Ergebnisse der Untersuchung (2). Nach Angaben des Wissenschaftlers schädigt das Gift das Nervensystem, vor allem Kinder seien anfällig. Bei Ungeborenen könne es zu Missbildungen und Hirnschäden führen (3). Zudem klassifizierte die Krebsforschungsorganisation der Weltgesundheitsorganisation (IARC) Methylquecksilber als einen möglichen Krebserreger beim Menschen (Gruppe 2B) (4).

    "Wir haben den Handel mehrfach darauf hingewiesen, dass Schillerlocken ein hohes Maß an diesem giftigen Stoff enthalten können. Unsere Untersuchung hat das nun erneut bestätigt.
    Mehrere namhafte Unternehmen haben das Produkt längst aus dem Handel gezogen, andere weigern sich jedoch nach wie vor, hier im Sinne des Verbrauchers zu handeln", sagte Dr. med. Andreas Keppeler von Sharkproject. Da die Lebensmittelkontrolle hier offenkundig nicht greife (5), werde die Organisation nun rechtliche Schritte prüfen, kündigte Keppeler an.


    1) Exposition mit Methylquecksilber durch Fischverzehr
    Forschungskennzahl 705 61 416; Tab.2 , S.20;
    Dr. R. Kruse, Dr. E. Bartelt; Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Institut für
    Fische und Fischereierzeugnisse, Cuxhaven Im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) Februar 2008

    2) Toxikologisches Statement Dr. H. Kruse Toxikologie der Universitätskliniken KIEL zur Schillerlocken
    Untersuchungsreihe auf Quecksilber von Sharkproject November 2009 (filedownload www.sharkproject.org)

    3) Klimawandel bedingte Aufnahme von toxischem Methylquecksilber über den Fischkonsum
    Forschungskennzahl 08 49 745 (Pkt.4.1,4.2, S18,19,20);
    Endbericht von Dr. R. Kruse, et al.; Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Institut
    für Fische und Fischereierzeugnisse, Cuxhaven Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin Im Auftrag des Bundesinstituts
    für Risikobewertung Dezember 2008

    4) http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol58/volume58.pdf
    Zitat: S. 17 „Overall evaluation: Methylmercury compounds are possibly carcinogenic to humans (Group 2B).“

    5) Lebensmittel-Monitoring 2001; S. 24 Zitat:„Hai ist hoch mit Quecksilber kontaminiert“
    Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Gemeinsamer Bericht des Bundes und der Länder


    Pressemitteilung25.11.2009 - www.sharkproject.org

    Bilder

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