Wer glaubt, dass ein Uboot eng ist, hat noch nie ein Schnellboot aus dem 2. Weltkrieg gesehen. Diese "Windhunde der Meere"
waren im Prinzip umbaute Motoren mit zwei Torpedorohren auf dem Vordeck und ein paar Flakgeschützen auf dem Oberdeck.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 40 Knoten und ihrer Wendigkeit, waren sie schwer zu treffen.
Haupteinsatzgebiet waren der Englische Kanal und die Ostsee.
Historie:
S 103 gehörte zum Typ S 38. 1941 operierte es im Finnischen Meerbusen, wo es Juli 1941 auf eine Untiefe lief und schwer beschädigt wurde.
Aufgrund der Beschädigung wurde es ausser Dienst gestellt und erst am 14. April 1942 nach Abschluss der Reparaturen erneut in Dienst gestellt.
Ab Oktober 1942 gehörte es zur S-Boot-Schulflottille, die im Kanal staioniert war. Nach der alliierten Invasion 1944 wurden die Boote der Flotille von dort angezogen.
Am 4. Mai 1945 erhielt S 103 den Befehl von Svendborg nach Flensburg zu laufen, um aufzuklären, wie weit die britischen Streitkräfte in Schleswig-Holstein vorgerückt seien.
Anschließend sollte das Boot nach Ostpreußen fahren, um Flüchtlinge im Rahmen der Räuming des Kurlandes aufzunehmen und nach Westen zu bringen.
S 103 hatte kurz vor der Insel Alsen (Dänischer Name Als) Probleme mit der Maschine. Das Problem wurde behoben und das Boot nahm wieder Fahrt auf, als durch es durch einen britischen Flugzeugverband, bestehend aus 18 Mustang Jägern und 41 Mosquito Jagdbombern, ausgemacht wurde. Vier Mustang und zwei Mosquito griffen das Schnellboot an, dass noch nicht genug Fahrt aufgenommen hatte, an (Anm: Ein Schnellboot, das mit Höchstgeschwindigkeit mit Hartruder einen Vollkreis fährt, ist kaum von einem Flugzeug aus zu treffen.) Bereits beim ersten Angriff wurden die Flakgeschütze mittschiffs und am Heck durch Raketentreffer außer Gefecht gesetzt. Weitere Treffer im Treibstoffbunker besiegelten das Schicksal des Bootes. Es kamen 20 Menschen ums Leben, 12 Überlebende wurden von dänischen Fischern gerettet.
Das Wrack:
Das Boot liegt südöstlich von Mommark in 34 m Tiefe. Leider hat die dänische Marine vor einigen Jahren die Munition vom Wrack entfernt.
"Leider", weil die Marinetaucher dabei nicht zimperlich mit dem Wrack umgegangen sind und z.B. die Torpedos zusammen mit den Rohren aus dem Wrack gerissen haben.
Ursprünglich sollte das Wrack gesprengt werden, aber ein in der Nähe liegendes Unterwasserkabel verhinderte dies.
So ist eines der imho schönsten Wracks der Ostsee erhalten geblieben.
Bedingt durch die Tiefe, der dort vorherrschenden Dunkelheit und der vorkommenden Strömung ist das Wrack nur für erfahrene Taucher geeignet.
Technische Daten:
Länge: ca. 35 m; Breite: 5,28 m; Tiefgang: 1,67 m
Antrieb: 3 Daimler MB501 20 Zylinder Dieselmotoren mit je 2000 PS
Höchstgeschwindigkeit: >40 Kn
Bewaffnung: 2 Torpedorohre, 4 Torpedos (Zwei in den Rohren, zwei zum Nachladen auf Oberdeck),
2 2 cm Flakgeschütze; 1 2 cm Buggeschütz, Wasserbomben.
Anmerkung: Auch wenn die Munition entfernt wurde, besteht die Gefahr, dass dort doch noch weitere Munition liegt. Also Pfoten weg!