MS Jan Heweliusz, Rügen, Deutschland

  • Die "Jan Heweliusz" ist eines der bekanntesten Wracks in der Ostsee


    Historie:
    Als in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 1993 der Orkan „Verena“ über der Ostsee tobte, ahnten die Besatzungen
    des Seenotkreuzers „Arkona“ und der Hubschrauber des MFG 5 und des BGS See noch nicht, dass ihnen der Morgen einen äußerst
    anstrengenden Einsatz bescheren sollte.


    Kurz vor 05:00 Uhr wurde ein Funkruf empfangen, der mit den Worten „...heavy list!“ (schwere Schlagseite) endete.
    Das polnische Fährschiff „Jan Heweliusz“ war auf dem Weg von Swinemünde nach Ystad in Seenot geraten.
    Die Seenotleitstelle (MRCC) in Bremen erteilte dem Seenotkreuzer „Arkona“ den Einsatzbefehl und koordinierte den
    Einsatz mit der SAR-Leitstelle (RCC) in Glücksburg. Kurz nach 05:00Uhr wurde die Besatzung des Rettungshubschraubers der
    SAR-Aussenstelle Parow bei Stralsund alarmiert.
    Während sich die „Arkona“ noch gegen die schweren Seen ankämpfte, erreichte der „Seaking“ gegen 07:20 die „Jan Heweliusz“.
    Es konnten die ersten Überlebenden aus Rettungsinsel abgeborgen werden. 10 Seemeilen vor der berechneten Position des Unglücks fand die Besatzung der „ Arkona“ die ersten Rettungsinseln und im Wasser treibenden Körper. Bei den ersten Anflügen wurden noch Überlebende gerettet, später waren die Hubschrauber - inzwischen war aus Kiel ein zweiter „Seaking“ eingetroffen – nur noch in der Lage Tote zu bergen.
    Von den über 60 Menschen, die sich an Bord der „Jan Heweliusz“ befanden konnten nur 9 gerettet werden, 39 wurden tot geborgen. Anhand der Passagierliste wird vermutet, dass 55 Menschen ums Leben kamen. Bezeichnend ist, dass alle Überlebenden Besatzungsmitglieder waren und Kälteschutzanzüge trugen. Dies führte zu einer Verschärfung der Vorschriften bezüglich der Rettungsmittel an Bord von Fährschiffen.


    Als Unglücksursache werden ein Verrutschen der ungenügend gesicherten Ladung sowie die mangelhaft gesicherte Heckklappe vermutet.1999 wurde bei der Seegerichtsverhandlung festgestellt, dass die „Jan Heweliusz“ nicht seetüchtig war und daher nicht hätte auslaufen dürfen. Es war bekannt, dass das Schiff Probleme mit der Ballastanlage hatte. So hatte sie schon einmal im Hafen so starke Schlagseite, dass das Schiff auf der Pier lag. Kurz vor der Unglücksfahrt hatte sie eine Kollision mit der Kaimauer in Ystad. Die dabei entstandenen Beschädigungen waren wahrscheinlich nur mangelhaft repariert worden. Aber auch ohne diese Mängel hätte das Schiff nicht in See stechen sollen. Die deutschen Behörden stellten sämtliche Fährverbindungen von Saßnitz (Rügen) wegen des Orkans ein.


    Nach dem das Schiff kenterte, trieb sie noch einige Stunden kieloben und sank ca. 50 Seemeilen nordöstlich des Unglücksortes.


    Das Wrack:
    Heute liegt die „Jan Heweliusz“ in 26 m Tiefe auf ihrer Backbordseite. Die Stb-Wand beginnt in 10 m. Durch die geringe Tiefe ist das Wrack bereits stark beschädigt – zum Einen durch Grundberührung beim Kentern und kieloben treiben und zum Anderen durch Wellenbewegungen. Teile des Oberdecks sind bereits eingebrochen. In der Bordwand befindet sich ein großes Loch, welches mit professionellem Gerät geschnitten worden sein muss. Das Fahrzeug deck lässt sich von achtern aus betauchen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass das Wrack in immer stärkeren Maße instabil wird.


    Technische Daten:
    Schiffstyp: Roll on/Roll Off Fähre (RoRo)
    Baujahr 1977
    Länge: 126 m; Breite: 18 m;
    Verdrängung: 3015 BRT



    Angefahren wird das Wrack u.a. von der Artur Becker aus Greifwald.