Ja ich habe es getan!
Andere Berichte von dem Kurs konnten mich nicht davon abbringen ganz im Gegenteil, sie haben mich sogar sehr neugierig darauf gemacht, was man denn im Kreise dieser mysteriösen GUE Taucher so treibt.
Aber von Anfang an: GUE, die Ausbildungsorganisation, steht für "Global Underwater Explorers" mit Sitz in Florida, USA. Der Ursprung für diese Organisation dürfte im Kreise derer liegen, die zu den Pionieren des Höhlentauchens in Walkulla zählen. Die bekanntesten aktuellen Vertreter von GUE dürften sicher Jarrod Jablonski, George Irvine und David Rhea (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sein. Die Ausbildungsphilosophie von GUE basiert auf dem DIR (Doing it Right) System. Auch lässt sich eine gewisse Nähe zum Hersteller Halcyon nicht verheimlichen und die ist sicher auch nicht zufällig, wenn man die handelnden Personen näher betrachtet.
Ein Tec-Kurs?
Na ja, nicht wirklich oder besser nicht mehr! Sicher sind die bisher bekannten Kurse der GUE allesamt im Tec Bereich zu suchen (Tec, Cave, Rebreather). Der neue (seit 01/2006) Fundamentals Kurs richtet sich dabei jedoch an zukünftige Tec wie auch interessierte Rec (Recreational/Sporttaucher) Taucher. Hier hat sich das System ein wenig verändert, denn nun bietet die GUE auch einen "normalen" Open Water Kurs an, der auf den Tauch-Anfänger zugeschnitten ist. Man kann also bei GUE ab sofort "tauchen lernen".
Der Fundamentals hingegen möchte die Grundlage schaffen, dass Taucher anderer Organisationen (PADI, CMAS, NAUII, SSI, etc.) auf einen gemeinsamen Stand gebracht werden, der es Ihnen ermöglich in der von Ihnen gewünschten "Sparte" (Tec/Rec) weiterführende Kurse zu belegen. Der Unterschied besteht lediglich darin, welche Ausrüstung verwendet wird (Eine Tec Zertifizierung macht Trocki, Lampe und Doppelgerät verpflichtend während der Ausbildung).
Wie war es?
Unsere Ausbilder waren Thomas Dederichs und Stephen White. Ersterer sicher vielen über die Tauch- und Reisewelt in Mönchengladbach oder jetzt BtS ein Begriff. Stephen White ist Amerikaner und lebt 6 Monate des Jahres in Seattle und 6 Monate in Italien in Trieste. Ich will die Sache nicht in die Länge ziehen, aber beide haben uns nicht geschohnt. Der Kurs ging insgesamt über 4 volle Tage und bei allen Tagen kamen auch noch Teile der Nacht dazu, da wir alle Tauchgänge auf Video aufgenommen haben und das Debriefing mit Videounterstützung stattgefunden hat. Ich habe keine Ahnung, ob das Standard bei der GUE ist, aber auf jeden Fall war es super die Übungen, die ja soooooo toll gelaufen sind, dann auch mal auf Video zu sehen. Da sahen sie nämlich nicht mehr so dolle aus. Bilder lügen eben nicht.
Worum ging es?
* Ausrüstung - Was brauche ich - was nicht - und wie montiere ich es am besten
* Tarierung - schweben, Aufstieg und Abstieg mit einhalten präziser Stopps
* Trim - Die berühmte 100% horizontale Lage der GUE Taucher
* Flossenschäge - Frog Kick, Flutter Kick, Helikopter Turn und das berühme rückwärts Schwimmen
* Safety Drills - Ohne Luft Situation, Buddy Check, etc.
*Lift Bag setzen - Eine Boje aus der Tiefe schiessen ohen im Seil zu hängen
* Team Awareness - Trotz eigener Übung das Team immer im Blick behalten
* ...und jede Menge Theorie
Hat es was gebracht?
Ein eindeutiges "Ja!". Auch wenn ich das Tauchen nicht neu entdeckt habe bzw. meine Einstellung völlig verändert habe, so habe ich wesentliche und wichtige neue Dinge erfahren, die ich nicht mehr missen möchte. Auch nach Jahren intensiven tauchens, so bin ich mir sicher, können dem Taucher noch Grenzen seiner eigenen Ausbildung aufgezeigt werden. Das GUE System der Ausbildung basiert dabei auf einem speziell auf die Zielgruppe zugeschnittenen "Forderns". Kannst Du viel - wird viel Detailarbeit gemacht. Kannst Du wenig - bekommst Du den groben Schliff. So auch bei uns. Wir hatten ja schliesslich alle unterschiedliche Ausgangspositionen für den Kurs.
Und die Prüfung?
Im klassischen Sinne gibt es die nicht. Bei allen Tauchgängen werden alle Taucher ständig beobachtet und dann am Ende des Kurses in einem 4 Augen Gespräch findet eine Besprechung der eigenen Leistungen statt. Lustig, weil ich mich zum ersten Mal im Leben selbst habe nicht bestehen lassen. Allerdings waren meine Leistungen so, dass es zu einem "fast Bestanden" ausreichte und ich nun in den nächsten 6 Monaten einfach nur die zwei Dinge zeigen muss, die bei mir das Problem waren und schwupps gibts die volle Zertifikation. Aber auch ohne Kärtchen ist der Kurs einfach jeden Cent wert. Er erweitert einfach den Blick für Dinge an die man beim Tauchen bislang nie gedacht hat, die aber logischerweise sehr problematisch werden können, wenn nicht richtig gehandelt wird. Ein Beispiel? Okay! Warum üben etablierte Organisationen die "Ohne Luft Situation" auf einer Platform kniend und steigen dann von dieser auf? Weil es so einfacher ist! Klar! Es ist alles sehr viel kontrollierter! In der Realität ist man aber ggf. an einer Steilwand und schwimmt. Also sollte man die Übung auch dort können ohne gleich vor lauter Hektik an die Oberfläche durchzuschiessen. Also macht die GUE die Übung gleich so wie sie in der Realität passieren würde. Eben nicht einfacher, aber realistischer!
Und die Ausbilder?
Die Theorie wurde bei uns in Deutsch von Thomas gehalten und immer wieder mit praktischen und nachvollziehbaren Bespielen aus seiner taucherischen Vergangenheit "angereichert". Leider war unser Wissensdurst und das Wissen von Thomas in bestimmten Bereichen mit dem Zeitplan nicht unbedingt in Einklang zu bringen. Ich bin mir sicher wir hätten noch zwei Tage an Theorie anhängen können und uns wäre der interessante Diskussionsstoff niht ausgegangen. Nochmal Danke für diesen Teil des Kurses.
Meine praktischen Übungen habe ich bei Stephen gemacht und sicher einen der besten Taucher, die mir bislang begegnet sind im Wasser gesehen. Von solchen Leuten kannst Du wirklich lernen. Stephen hat dabei nie den Humor verloren uns auch nach wirklich harten Übungen wieder zu motivieren und uns konstruktiv zu helfen unsere Fähigkeiten zu verbessern. Wenn etwas nicht geklappt hat, dann wurde uns klar gesagt warum etwas nicht geklappt hat. Man hatte die Gelegenheit etwas an seiner Ausrüstung zu verändern bzw. es nochmal an Land im Gras liegend zu trainieren. Vieles ist da nämlich schwieriger als im Wasser - und wenn man es draussen kann, fällt es einem im Wasser kaum noch schwer.
Fazit
Kein Kurs für jedermann. Man muss von der Einstellung her bereit sein sein gesamtes taucherisches Vorleben in Frage zu stellen. Was sicher mit zunehmender Tauchgangsanzahl nicht immer leicht sein dürfte (Was will der mir denn noch erzählen?) aber wenn man diesen Sprung geschafft hat, bekommt man Dinge beigebracht, die einem bei den nächsten Tauchgängen den "Fun" Faktor nochmal erhöhen.
Ich habe ausserdem einen tollen Muskelkater im Rücken mitgenommen dieser wird mich sicher bis zum Wochenende noch begleiten und dann geht es los mit dem üben, üben, üben!
Habt ihr noch Fragen zu meinen Erfahrungen? Na dann FEUER FREI!
MONSTI