Ich hatte vor kurzer Zeit die Gelegenheit der Gudrun einen Besuch abzustatten. Ob sie tatsächlich eines der schönsten Wracks Norwegens ist, kann ich nicht beurteilen. Wenn ich mich bei youtube umschaue und an die Geschichten von anderen Wracks denke, die uns die beiden Norweger erzählt haben, mit denen wir los waren, möchte ich das allerdings in Zweifel ziehen. Sicherlich ist sie ein sehr schönes Wrack, das aufgrund seiner Tiefenstruktur so gerade noch sinnvoll mit Sporttauchausrüstung betaucht werden kann und fahrtechnisch von Kristiansand aus gut erreichbar ist.
Aber von vorne...
Die Schwimmerei vom Fähranleger mit dem berüchtigten "Tauchen verboten"-Schild blieb uns erspart. Der Einladung eines Einheimischen folgend, konnten wir direkt in Flekkefjord ins RIB steigen und haben zusätzlich zum Tauchgang eine super schöne Bootsfahrt bekommen. Alleine schon die Ausfahrt aus Flekkefjord entlang des Stadtzentrums und mit all seinen Häusern mit Bootsgarage im "Keller" war beeindruckend. Ein Venedig des Nordens... Der Fjord selber besticht dann durch die bereits recht hohe Küstenlinie und zwischendrin finden sich immer wieder kleine Schären, deren Bewohner wir heftigst um ihre exquisite Wohnlage beneidet haben. Was für ein Land!
Richtig neidisch wurden wir dann, als unser Skipper meinte, wir müssten noch schnell seinen Buddy am Ufer einsammeln, der gerade mal zwei Minuten vom Tauchplatz entfernt wohnen würde. Überflüssig zu erwähnen, dass wir den dann gefragt haben, warum er nicht gleich geschwommen sei...
Die Gudrun liegt im Fjord direkt vor dem kleinen Städtchen Abelnes. Es gibt eine kleine Boje, die den Tauchplatz markiert und an der wir das Boot festgemacht haben. Die Ankerleine führt hinuter zum mittleren Mast der Gudrun, der bei ca. 15 Metern beginnt. Dieser Mast ist sehr schön bewachsen. Am Wrack selber ist der Bewuchs eher spärlicher. Es gibt hier kaum Auswirkungen von Ebbe und Flut, weshalb vermutlich kein so starker Wasseraustausch im Fjord vorhanden ist und dementsprechend eine wachstumsfördernde Strömung eher fehlt.
Das Wrack liegt aufrecht auf Grund auf 47 Meter und ist recht gut erhalten. Der schönste Teil liegt in einem Tiefenbereich bis ca. 42 Meter. Aufgrund seiner Größe (70 Meter Länge) ist zusammen mit einer zu erwartenden Durchschnittstiefe von 35 - 40 Metern (je nach Tauchgang) etwas größeres "Gepäck" durchaus sinnvoll, um einen Rundumtauchgang inkl. entsprechender Reserven hinkriegen zu können. Praktisch, wenn man dann dazu auch noch einheimische Buddys hat, die sich bestens am Wrack auskennen. =)
So haben wir das gesamte Wrack abtauchen können, hier und da einen Blick auch in die Laderäume werfen können und natürlich dem bereits vielmals abgelichteten Steuerrad am Heck einen Besuch abgestattet. Die Sicht war laut Aussage der Norweger mit ca. 10 Metern schlecht, aber wer will schon die Schraube des RIBs angucken, während er am Wrack taucht.
Hm, da muss ich wohl spätestens im Frühjahr wieder hin...