Bandit666
ein interessanter Link den Du da gepostet hast.
Ich kann durchaus mit einigen der dort getroffenen Aussagen konform gehen.
Trotzdem ist der Gesamtzusammenhang falsch.
Dies sowohl in Einzelteilen wie auch in Bezug auf die Taucherei.
Die genannten Zahlen und daraus gezogenen Rückschlüsse sind für unseren Einsatz so nicht tauglich.
Da das ganze Thema aber doch deutlich komplexer ist als mann auf den ersten Blick vermuten könnte versuche ich mal ein paar stark vereinfachte Grundinformationen zu verteilen.
1. Wir erhalten interessante Informationen über Eigenschaften eines unverarbeiteten Rohstoffes (z.B. Merinowolle) die sachlich richtig sind solange wir sie unter normobarer Umgebung betrachten.
(z.B. Feuchteaufnahme 30% des trockenen Eigengewichtes.)
Leider ist der Rohstoff nur einer von vielen Faktoren die die tatsächlichen Trage und Funktionseigenschaften eines Textilen Flächengebindes beeinflussen.
Alle folgenden Faktoren sind dabei außer acht gelassen:
Herstellungsart => Rohstoff
=> Garne (Extrem wichtig da das alle Eigenschaften beeinflussen kann)
=> Gespinst/Flächengebilde
Ausrüstung => Mechanische Ausrüstung (Starker direkter Einfluss auf Eigenschaften des Rohstoffes)
=> Chemische Ausrüstung (starker direkter Einfluss auf Eigenschaften des Rohstoffes)
=> Farbgebung (auch damit kann man Eigenschaften des Rohstoffes verdaddeln)
=> Dessinierung
und sechs weitere Faktoren die aber mehr den Geschmackswert als den Gebrauchswert beeinflussen.
Du siehst vermutlich das das ganze etwas komplexer ist.
Aber prüfen wir die genannten Argumente noch einmal kritisch:
Es ist richtig das Wolle (Rohstoff) die höchste Feucheaufnahme besitzt (30% des Trockengewichtes)
Leider ist es aber ebenso richtig das Du das nur im Bereich bis ca 14% nutzen kannst. Der Rest ist nämlich bereits durch die normale Luftfeuchtigkeit gesättigt.
Unter ganz bestimmten bedingungen (z.B. Tauchen im Trocki) wird die Feuchteaufname sogar noch gesteigert und kann bis zu 40% erreichen.
Trotzdem ist das keine positive Botschaft . Im gegenteil. Aber dazu später mehr.
Unter normobarer Umgebung hat durchdachte Funktionswäsche ein eigentlich einfaches Lagenprinzip.
Das Material das auf der Haut liegt soll die Feuchtigkeit aufnehmen und vom Körper wegleiten um zu verhindern das am Körper Verdunstungskälte entsteht. Dazu darf das eingesetzte Material keine nennenswerte eigene Feuchteaufname besitzen, sondern muss über eine gute Kapilllarwirkung vefügen. Sozusagen zum durchleiten. Die zweite Lage auf der dem Körper abgewanten Seite soll dann die Feuchtigkeit aufnehmen und zur Verdunstung an die Umgebungsluft möglichst schnell auch wieder abgeben. Bereits hier entpuppt sich eine Schwäche der Wolle. Viel aufnehmen ja, aber auch schnell genug wieder abgeben? Leider nein.
Ob das Produkt etwas taugt ist daher schlicht vom geplanten Einsatzzweck abhängig. Sport beendet bevor nass? Prima ! Eine Runde mehr und nix mehr Prima.
Zum von dir genannten Produkt währe noch kritisch zu hinterfragen ob ein Lagenaufbau vorhanden ist, oder ob die genannten Rohstoffe im Garn gemischt sind was eine "Funktion" in der gedachten Weise wirkungsvoll verhindern würde. (Ich weiß das nicht, da ich das Produkt nicht besitze)
Der zweite Knackpunkt lieget in der Tatsache verborgen das uns im Trocki ganz einfach die Umgebungsluft zur Aufname der verdunstungswilligen Feuchtigkei fehlt. Diese Leistung muss also ein anderes Material erbringen.
Logischerweise sollte das so weit wie möglich weg vom Körper erfolgen.
Idealerweise direkt an der Trockihaut (Innenseite natürlich).
Im normalfall übernimmt diese Funktion der Unterzieher. Man muss also das System in seiner Gesamkonstruktion betrachten um ein brauchbares Ergebniss zu bekommen.
Lass uns einmal eine kurze Rechnung aufmachen.
Deine Funktionswäsche wiegt ca 150 Gramm. Sie besteht zu 50% aus Wolle.
Also 75 Gramm. Dieses Material kann im Trocki 40% seines Gewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, also 30 Gramm. Leider sind davon aber schon 16 Gramm durch die Luftfeuchtigkeit belegt. Dir verbleiben also 14 Gramm.
Du kannst das jetzt ja mal mit deinem Spezifischen "Schweißgewicht" in Milliliter umrechnen. und dir dazu überlegen wie viel Schweiß Du bei einem Tauchgang von 90 Minuten Produzierst.
Auch hierbei sollte die nicht normobare Umgebung berücksichtigung finden, sondern natürlich der erhöhte durchsatz eines Tauchers.
Am Ergebniss wird schnell klar das solch ein Teil der anstehenden Aufgabe nicht gewachsen ist. Dies hat zur Konsequenz das sich dann zwischen deiner Haut und deinem Unterzieher, der eigentlich die Feuchtigkeit aus der Funktionswäsche aufnehmen und (wenn er was taugt) möglichst weit an die Oberfläche transportieren soll, ein komplett durchnässter Lappen befindet, der sich aufgrund der der Wolle typischen Eigenschaften weigert die angelagerte Feuchtigkeit weiterzuleiten.
Die Kälte entsteht also wieder genau da wo wir sie nicht haben wollen. Ganz nah am Körper. Und zwar am nassen Körper weil das zu viel an "schwitz" nicht schnell genug weg kommt.
Das ist der Grund für meine Aussage bezüglich 40% =>keine positive Botschaft.
Nun noch einmal zum Lagenaufbau:
wir haben gesehen das eine Funktionswäsche die die eigentliche Funktion im Teil vereint (Transport und "Speicherung") unseren Anforderungen nicht gewachsen ist. Das kann man als Aussage auch für andere Materialkombinationen durchaus so stehen lassen. Daher besteht die für uns brauchbare Funktionswäsche ganz einfach nur aus Synthetics. Wir erreichen die Funktion durch die Kombination mit einem geeigneten Unterzieher der dann den "Speicher" übernimmt.
Hier gibt es dann Unterschiede in der Verarbeitung die Einfluss auf die Leistungsfähigkeit (Transportleistung) haben, und auch zu spürbaren Preisunterschieden führen.
Ich würde immer zu Teilen aus Synthetics mit texturierten Garnen greifen.
Die Oberfläche (Hautseite) sollte möglichst weder ganz glatt noch zu dicht sein sondern möglichst viele Kontaktpunkte zur Haut haben. Diese Kontaktpunke bestehen idealerweise aus den Bündeln von Faserenden um die Kapliarwirkung zu unterstützen. Odlo ist da ein recht gutes Beispiel wenn auch sicher ein nicht das preiswerteste. Wenn man sich die Ware genauer anschaut merkt man das die eingesetzten Garne nicht glatt sind, sondern sozusagen "Faserig". Das ist das Geheimnis der guten Funktion dieser Ware.
Hoffe etwas zum besseren Verständnis beigetragen zu haben
Grüße Oli